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metallgießer



Das mit dem Suchen und dem Finden ist immer so eine Sache. Plötzlich ist es dann da. Dieses Gefühl, und zumeist ist es sehr unbestimmt zu Beginn. Ich weiß nicht, wonach ich suche, vielleicht weiß ich nicht einmal, ob ich überhaupt suche, oder ob ich es mir nur einbilde, aber da ist plötzlich etwas anders in mir und meinem Sein.

Da kribbelt es sich plötzlich durch meinen Körper hindurch und so hoch hinauf, dass ich gar nicht wirklich weiß, wohin es will. Vielleicht in den Himmel. Vielleicht kommt es ja auch von dort, schließlich kehren alle Dinge wieder zu ihrem Ursprung zurück. Zumindest wenn man sie lässt. Ein schöner Gedanke, denke ich, weil dann ja alles, was aus dem Himmel fällt, auch irgendwann wieder zurückspringt. Mein Herz hüpft, es hüpft sehr laut sogar, als mir diese Erkenntnis plötzlich bewusst wird. Jetzt muss ich aber aufpassen, denke ich bei mir, nicht, das mein Herz gleich in den Himmel hüpft, denn so stark und hoch, wie es gerade hüpft, kommt es bestimmt von ganz weit oben. Und ganz weit oben ist ja quasi der Himmel.

Manchmal macht mein Herz auch ganz verrückte Sachen, dann will es zwar auch aus meiner Brust heraus, aber nicht nach oben, sondern im Gegenteil, manchmal will es nach unten, manchmal zurück, manchmal nach vorn, und in ganz seltenen Fällen bleibt es für ein paar Momente einfach stehen. Wenn ich die Dinge genau betrachte, denke ich bei mir, dann heißt das ja, dass der Himmel eigentlich überall sein muss. Oder, dass er zumindest überall sein kann. Jetzt muss ich schmunzeln. Ich mag diese Idee, dass der Himmel überall nur einen Herzhüpfer weit entfernt ist, dass er überall da ist, wo ich meinem Gefühl folge.

Bleibt nur die Frage, warum das Herz manchmal anfängt zu hüpfen. Und warum es manchmal stehen bleibt. Warum es manchmal singt und manchmal schweigt.

Darüber muss ich eine Weile nachdenken.

Vielleicht liegt es daran, dass ein Herz immer eine gewisse Resonanz braucht. Etwas, das es zieht. Wie bei Magneten. Je näher sich die beiden Pole kommen, desto stärker wird die Anziehungskraft. Das würde natürlich bedeuten, dass die Welt ein ganz schön magnetischer Ort wäre, und das würde dann schwierig werden, mit dem Hüpfen. Denn gezogen werden ist ja nicht wirklich dasselbe wie springen. Hm.

Aber vielleicht ist es eher so, dass das Herz einen Anker braucht, von dem es anfänglich in die Höhe gezogen wird, so lange, bis es sich wieder daran erinnert, wo es herkommt, das es aus dem Himmel kommt, und dass es ganz von selbst und aus eigener Kraft dorthin wieder zurückspringen kann. Das Leben auf der Erde muss ja ziemlich spannend sein, denke ich, mit sonderbaren Magneten und Anziehungskräften, mit Herzen, die in einen Himmel hüpfen, der eigentlich überall sein kann, und mit Ankern, die diese wundersamen Herzen in die Höhe ziehen. Scheinbar wissen die meisten Menschen also gar nicht, dass sie all die Jahrtausende über Anker komplett falsch verwendet haben, denn normalerweise ziehen Anker ja eher nach unten, denke ich bei mir. Aber dann wird mir bewusst, dass das wohl schon so richtig gemacht wird, wie die Welt das macht, ich hatte für einen Moment komplett vergessen, dass der Himmel ja auch unten sein kann. Und dann würde die Welt die Anker ja wieder richtig verwenden.

Ich hätte vielleicht Matrose werden sollen, dann hätte ich allen Menschen ganz fachmännisch von meiner Anker-Theorie erzählen können. Aber die Menschen, deren Herzen noch hüpfen können, glauben mir bestimmt auch so, er ist ja schließlich auch sehr logisch der ganze Gedanke. Oder vielleicht hätte ich lieber Schweißer oder Ingenieur werden sollen. Oder Metallgießer. Dann könnte ich den Menschen, bei denen das Herz nicht mehr hüpft, wahrscheinlich viel besser helfen. Dann würde ich sie besuchen kommen, mit einem Maßband, das wahre Schönheit misst, und einer Waage, die auf die Erdanziehung geeicht ist, denn ich muss ja die Kraft berechnen können, damit dieses Herz wieder ganz weit nach oben kommen kann, denn ganz weit oben ist ja quasi der Himmel. Und ich würde es vermessen, das kaputte Herz. Ich würde dann zurückfahren, in meine Werkstatt, eine Zeichnung anfertigen, Metall erhitzen, die Form wählen und einen neuen Anker gießen. Und dann führe ich zurück und nähme das kaputte Herz und ich würde den Anker in die Wolken hängen, denn die Wolken sind ja auch ganz weit oben.

Vielleicht würde das der Welt ein wenig helfen.

 

Ich glaube, die Welt braucht mehr Metallgießer. 


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